Meininger Sommelier - Panorama NAHE
"Bienenstöcke und Honig, in diesem Fall sogar selbst hergestellt, gehört auch zum Repertoire der Hahnmühle. Das überrascht niemanden, schließlich sind die Linxweilers die Bio-Pioniere des Anbaugebiets. Ihre 15 Hektar Weinberge verteilen sich über das gesamte Alsenztal, das sich von Bad Münster am Stein flussabwärts Richtung Kaiserslautern schlängelt. Mit jedem Kilometer Richtung Süden wird der Einfluss der Pfalz größer. Das gilt für die Mentalität der Menschen und die Verwaltung, der Wein bleibt jedoch klassisch Nahe mit kühlem Klima und maximaler geologischer Vielfalt, wie Johannes Linxweiler von der Hahnmühle erklärt: "Unsere Weinberge liegen vertreut über 24 Kilometer, von Bad Münster am Stein am Eingang ins Alsenztal bis Steckweiler mit dem Mittelberg, dem südlichsten Weinberg der Nahe." Die Top-Lagen zeigen die unterschiedlichen Böden: der Schlossberg in Ebernburg mit Porphyr, Elkersberg in Alsenz mit steinhaltigem Tonschiefer-Verwitterungsboden, bis zum Oberndorfer Aspenberg mit den leichtesten Böden mit Ton- und Sandstein.
Von diesen drei Lagen stammen auch die drei Top-Rieslinge des Hauses, alle mit eigenem Charakter, viel Herkunft, jedoch auch mit Handschrift, die sich in einer eleganten Würzigkeit ausdrückt und wie ein roter Faden durch das Sortiment zieht. Sie verleiht auch dem Weißburgunder eine ungewöhnliche Pikanz und Handwerklichkeit.
Der Schlossberg befindet sich erst seit 2014 in Familienbesitz, ein halbes Hektar, wovon die Hälfte bereits mit einer alten Anlage bestockt war und den eindrucksvollsten, komplexesten Riesling des Hauses liefert.
Das Weingut selbst befindet sich in Mannweiler-Cölln, wo die Familie eine alte Mühle umfunktioniert hat. Seine Eltern Martina und Peter haben 1986 den Betrieb übernommen und auf biologisch-organische Bearbeitung umgestellt. 30 Jahre später stießen Johannes und seine Frau Katharina hinzu. "Hinsichtlich der biologischen Bewirtschaftung ist unsere Lage im Alsenztal ein Vorteil, weil wir fast nur Monopollagen und so gut wie keine Nachbarn haben." Die alten, werwilderten Terrassen an den Südhängen zeugen noch davon, dass hier einst weit mehr Wein produziert wurde, der damals hauptsächlich als Fasswein Richtung Pfalz vermarktet wurde. Die verstreuten Weinberge haben noch einen weiteren Vorteil - Stichwort Risikoverteilung, denn das kühle Alsenztal gilt als frostgefährdet, obwohl es sich fast ausschließlich um Steillagen handelt.
Zwei weitere Besonderheiten machen das Weingut zusätzlich für die Sommellerie interessant: Einmal der Alsenztäler Mischsatz aus Riesling und Rotem Traminer, aus dem 2020 ein extrem gastronomischer Wein gekeltert wurde, der in vielen Menübegleitungen eine erstklassige Figur abgeben würde, und zum zweiten ein Blauer Silvaner, den Johannes als Pét Nat in Halbliter-Flaschen mit Bügelverschluss gefüllt hat. Ein hippes Partygetränk, das man hier im vergessenen Alsenztal kaum vermuten würde."
(Meininger Sommelier- Das Magazin für Fine Wining, Ausgabe 01-2022, Text:Sascha Speicher)